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Willo im Kloster – Ein Rückblick

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Fotomontage: Chillen auf Willo 2014 und 2015

Am Sonntag, 17.05.2015, ging das erste Willo im Kloster Volkenroda zu Ende. Das große Gelände mit dem Christuspavillon in der Mitte ist „New Ground“ für das Willo-Team und alle Besucher gewesen. Dafür lief es hervorragend. Hier und da gibt es natürlich noch Verbesserungsbedarf. Gerne kannst du dein Feedback an schreiben.

Besonders glücklich ist das Willo-Team über die fleißigen Helfer, die dafür sorgten, dass sonntags gegen 16 Uhr das Gelände und die Gebäude fertig zur Übergabe waren. Es ging natürlich schneller als in Borgentreich, da keine Bäder und Toiletten zu reinigen waren und die Stühle nur ordentlich zurückgestellt werden mussten. Den Eindruck, den die Jesus Freaks hinterlassen haben, muss auch okay gewesen sein, denn Hausleiter David freut sich darauf die Freaks wiederzusehen. Genug zu den Umständen, was ging denn ab?

Am Donnerstag war das Gewusel groß, ankommen, Leute begrüßen, Zelt aufbauen oder Zimmer suchen, Gelände entdecken usw. Nicht alle schafften es zum ersten Impuls am Nachmittag, den Ben vom Willo-Team beisteuerte. Die abendliche Lobpreis & Abendmahlszeit war schon besser besucht und aus den einzelnen Besuchern wurde die Willo-Gemeinschaft. Als solche brach sie das Brot, tanzte im Willo-Klub oder quatschte in Decken gemummelt in Babyphonreichweite über Gott und die Welt.

Die Willo-Organisatoren hatten die drei Teile des Jahresthemas auf die täglichen Session gelegt. Am Freitagmorgen stand demzufolge „New Ground“ auf dem Programm. Geerard aus Amsterdam stellte die Frage „Am I flying oder am I falling?“ und sprach übers Fallen und Fliegen, übers Finden und Landen, über Neoliberalismus und Neomarxismus. Wer sich nicht auf die englische Sprache oder die deutsche Übersetzung konzentrieren konnte, hatte immer noch genügend Eindrücke, denn parallel liefen die Stichworte auf Fotos mit fallenden oder schwebenden Menschen im öffentlichen Raum über die Leinwand. Für Interessierte: sie stammen vom Fotografen Denis Darzacq aus dessen Serien „La chute“ und „Hyper“.

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Gespräche über JFD in Kleingruppen

Wie schon die letzten Jahre nutzte auch dieses Jahr der Leitungskreis das Willo, um eine Rückschau und vor allem einen Ausblick auf das Freakgeschehen zu geben. Eine kurze Bildershow machte deutlich, dass nur die Orte für die überregionale Veranstaltungen JFD-Treffen, Educamp und Willo anders (vor allem komfortabler!) sind, nicht aber die Treffen selbst. Bei Kaffee, Keksen und MAOAM spielten sich Silke und Hans verbale Bälle zu, als sie von den Projekten und Plänen der Bewegung berichteten. Mehr dazu kannst du im Jahrbuch nachlesen (demnächst hier). Weitere Stichworte waren Gemeindeförderung, Vergangenheitsbewältigung, aber auch das neue Gelände in Allstedt. Danach wurden die VertreterInnen von Regionen, Bereichen, Diakonkreis und Unterstützerkreis vorgestellt. In kleinen Runden beteten Teilnehmer und Verantwortliche füreinander – ein echter Segen in meinem Fall. Als gemeinsamen Abschluss sprachen wir das Vaterunser im großen, raumfüllenden Kreis. In der anschließenden offenen Zeit konnte man sich nach Belieben an die Leitungskreismitglieder wenden, Fragen loswerden und Hilfe anbieten.

Neben den offiziellen Veranstaltungen trafen sich auf Willo die verschiedenen Gruppen je nach Interesse: Jesus Freaks International, Vorstand, Gemeinden, Fundraising, Seelsorge usw. Die Freakstock-Bereichsleiter machten freitags einen Ausflug nach Allstedt, um sich ein eigenes Bild vom Flugplatz zu machen und besser planen zu können. Etliche bauliche Maßnahmen erfordern nicht nur personelle, sondern auch finanzielle Unterstützung. Wie du mitmachen kannst, erfährst du demnächst auf freakstock.de. (Ich sag nur „Santiago de Kompostella“.)

Die Münsteraner All-Stars-Boy-Band heizte am Samstagnachmittag die Stimmung an, bevor Mirko als Freak-Urgestein über „One Crowd“ predigte. Von der Vielfalt der Bewegung zum Ratsuchen bei erfahrenen Leuten war alles dabei, ehe das Predigtende leider unschön ausfaserte. Da rettete auch der von Mirko unwissentlich erneut vorgeschlagene große Gebetskreis nicht mehr.

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Performance mit Stuhlgrenze und Visuals

Kontrovers wurde auch die Performance von Rik und Geerard aus den Niederlanden sowie Ulli aus Berlin am Samstagabend diskutiert. Die Besucher gelangten nur schubweise in den abgedunkelten Christuspavillon und wurden auf die linke oder rechte Seite einer Grenze aus wild gestapelten Stühlen geschickt. Unsicherheit machte sich breit. Sitze ich auf der richtigen Seite? Warum ist mein Freund auf der anderen Seite? Und wie komme ich an ein Getränk, wenn der Kiosk hinter der Grenze ist? Das Thema Flüchtlinge und Grenzen wurde mit englischen Texten und Visuals illustriert und mit einem Electro-Klangteppich unterlegt. Eindrücklich bis zur Schmerzgrenze zitierte Rik aus einer Liste über gestorbene Flüchtlinge. Jeder war eingeladen, einen Toten zu ehren, indem man aufstand – es standen viele. Am Ende wurde, wie jeden Abend auf Willo, gemeinsam Abendmahl gefeiert, nur mit der Einschränkung, dass das Brot auf der einen und der Traubensaft auf der anderen Seite ausgegeben wurde. Da war Grenzschmuggel angesagt und erbeten. Die bedrückende Stimmung wich erst, als die ersten anfingen die Stuhlgrenze auseinanderzunehmen. Schließlich packten alle mit an und schoben die Stühle zur Seite. Der neue Freiraum wurde gleich genutzt, um gemeinsam abzutanzen. Nicht jeder Teilnehmer war mit der Performance zufrieden. „Zu viel Druck, zu viel Schuld“, lautete der Vorwurf. Andere schätzen die Emotionalität und den Perspektivwechsel, der durch das eigene Erleben herbeigeführt wurde. Egal war es jedenfalls keinem.

Am Sonntag endete das Willo mit dem Thema „No Borders!“. Eine Flut von verstörenden Bildern von Rassenunruhen, verhungernden Kindern, Krieg und Zerstörung bildeten den Auftakt von Björns Predigt. Einprägsam sprach er davon, dass für uns Christen die Grenzen zwischen Nationen, Ethnien und Gesellschaften nicht mehr existent, nicht mehr relevant sind. Ein Blick in die Runde auf die vielen verschiedenen Leute erschien mir als Hoffnungsschimmer, dass wir immerhin auf dem Weg dahin sind.

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Willo – Zeit für Gespräche, Gemeinschaft und Impulse

Insgesamt waren gut 200 Besucher plus ungezählte Kinder und Teens ganz Deutschland, aber auch den Niederlanden, der Schweiz, Österreich und Dänemark gekommen. Da ist noch Luft … Bayern, Nordrhein-Westfalen, Schwaben, Hessen – wo wart ihr?

Finanziell wird es Dank Solibeitrag und der Kollekte vom Sonntag wohl auf eine schwarze Null herauslaufen. Die Verhandlungen für nächstes Jahr haben schon begonnen. Die Idee ist, das gesamte Gelände für Willo zu mieten, dann würden uns mehr Räume und Betten zur Verfügung stehen. Allerdings lohnt sich das nur, wenn mindestens 300 Leute kommen.

Wie sieht’s aus, bist du dabei, wenn sich die Jesus-Freak-Bewegung im Kloster Volkenroda trifft?

Bettina

(Sie weiß um die Subjektivität ihres scheinbar objektiven Berichts und freut sich von deinem persönlichen Willo-Erlebnis zu lesen. Schreib an: )

Kleiner Nachtrag @Westdeutschland: Nein, wir werden auf Freakstock nicht auf dem Beton verbrennen. Auf dem Flugplatz Allstedt wächst dichter Wald und die Shelter bleiben auch im Hochsommer angenehm kühl. Ja, es gibt Straßen und Handyempfang im Osten. Für Wasser und Strom sorgen Dreamteam, Handwerker und dein Engagement.

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