Weihnachten intensiver erleben
Als Krankenschwester auf einer Station im Krankenhaus bin ich es gewohnt an Feiertagen zu arbeiten. Das ist ja nicht nur Weihnachten so, sondern kann einen an jedem Feiertag treffen. Da meine Mutter auch Krankenschwester ist, habe ich es schon als Kind erlebt, dass die Familie an den Feiertagen nicht immer komplett beisammen ist.
Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, das man sich gerade bei den Dezemberfeiertagen oft aussuchen kann, ob man lieber die Weihnachtstage oder Silvester/Neujahr arbeiten möchte; niemand wird gezwungen an Weihnachten zu arbeiten.
Manche Jahre habe ich Weihnachten bewusst Nachtdienst gemacht, weil ich dann gar nicht viel davon mitbekommen habe, sondern es quasi verpennt habe. Nachts war ich arbeiten und tagsüber habe ich geschlafen. Ich habe aber unabhängig vom Dienstplan schon jedes Jahr versucht einmal an den Feiertagen in die Kirche zu gehen, habe mir was Leckeres zu essen gegönnt, die Weihnachtsgeschichte gelesen und Weihnachtslieder gehört.
Oft habe ich mich mit Freunden getroffen, bin noch mit den Kollegen unterwegs gewesen oder meine Eltern sind einen Weihnachtsfeiertag zu mir gekommen. Man arbeitet ja nicht die ganzen Feiertage durch, sondern hat trotzdem Zeit für sich und muss es sich halt alles für sich passend arrangieren, meistens ist mir das gut gelungen.
Teilweise bin ich zwischen den Jahren zu meinen Eltern und Brüdern gefahren und wir haben da einfach „nachgefeiert“. Als Erwachsene besteht man ja nicht unbedingt zwingend auf Geschenken oder darauf, die pünktlichst am 24.12 auspacken zu dürfen.
Da die Arbeit auf der Station meist ruhiger ist als sonst, versuche ich mir mehr Zeit für die Patienten zu nehmen, die über die Feiertage keinen Besuch erhalten, so dass diese sich nicht ganz so alleine fühlen. Es sind mehr, als ich es mir vorgestellt habe, und es macht mich immer traurig.
Mit den Kollegen zelebrieren wir Weihnachten immer ein bisschen: Jeder bringt was zu essen mit für ein kleines Büfett. Deko ist auch immer irgendwie vorhanden. Wir machen alle zusammen Pause und feiern ein bisschen. An Weihnachten schaut die Klinikleitung auf Station vorbei und es gibt ein kleines Geschenk von der Geschäftsführung für alle, die an Weihnachten arbeiten. Die Klinikseelsorger*innen sind die letzten zwei Jahre auch auf allen Stationen vorbeigekommen und haben frohe Weihnachten gewünscht und den Mitarbeiter*innen einen kleinen Weihnachtsimpuls überreicht, z.B. ein Weihnachtsgedicht und einen Strohstern.
Ich finde es also nicht so schlimm an Weihnachten zu arbeiten. Manchmal denke ich mir, ob ich mich mit meiner begrenzten Zeit an Weihnachten nicht teilweise intensiver damit beschäftige als so mancher, der an Heiligabend um neun abends vollgefuttert und angetüdelt zum 10.000 Mal Sissi im Fernsehen glotzt.
Meike aus München