Auflösung der Gemeindekooperation „Heilse“ Chemnitz
Nach siebzehn gemeinsamen Jahren wird die Kooperation zwischen Jesus Freaks und Heilsarmee in Chemnitz in beidseitigem Einverständnis aufgelöst. Ein Teil der Gemeindemitglieder verlässt die Heilsarmee und startet zusammen mit Einzelpersonen und der beratenden Unterstützung von Eskil Slungard ein neues Jesus-Freaks-Gemeindeprojekt in Chemnitz. Dem Prozess gingen viele Gespräche zwischen den Heilsarmee-Offizieren, den gewählten Ältesten und der Heilsarmee-Regionalleitung voran. Schlussendlich waren die Strukturen zu unterschiedlich, um die Kooperation gemeinsam weiterzuführen.
Offizielles Statement der Heilsarmee-Jesus-Freaks-Gemeinde in Chemnitz
Etwa 1999/2000 wurde in Chemnitz die Kooperation zwischen Heilsarmee und Jesus Freaks eingegangen. Die essentiellen Werte und Visionen der beteiligten Leiter und auch beider Organisationen (Heilsarmee und Jesus Freaks), passten trotz aller äußerlicher Unterschiede sehr gut zusammen: Menschen am Rand der Gesellschaft erreichen und ihnen praktisch helfen. Aus der Kooperation hat sich im Laufe der Jahre „etwas Eigenes“ entwickelt. Eine klare Trennung in „Freaks“ und „Heilsarmee Leute“ war nicht mehr möglich. Heran wuchs eine Art „Kind“, das wir liebevoll „Heilse“ nennen.
Neben der Kultur und Identität der „Heilse-Gemeinde“ spielte die individuelle Struktur der Heilsarmee und der Jesus Freaks weiterhin eine Rolle, sodass die Gemeinde schließlich im Zusammenspiel dreier, teilweise sehr unterschiedlicher Kulturen existierte.
Seit Beginn der Kooperation waren vier Heilsarmee-Offiziere/-innen für die Gemeindeleitung in Chemnitz verantwortlich und auch der gewählte Ältestenkreis hat sich in seiner Zusammensetzung regelmäßig verändert. Diese Wechsel waren oft eine Herausforderung und bedeuteten, sich neu aufeinander einzulassen, gemeinsame Wege zu finden und zu gehen.
Im Spannungsfeld der unterschiedlichen Kulturen und Leiter spielte insbesondere in den letzten vier/fünf Jahren die Suche nach unserer gemeinsamen Identität eine zentrale Rolle. Dabei wurde zunehmend deutlich, dass mit den verschiedenen Strukturen Welten aufeinander prallen, die – trotz der bestehenden Gemeinsamkeiten – fast unterschiedlicher nicht sein könnten.
Auch mit viel Ringen, Bemühen und Herzblut fanden wir immer weniger einen gemeinsamen und uns ausreichend verbindenden Nenner. In vielen intensiven Ältestenkreis-Treffen (d.i. Heilsarmee-Offizier/in und gewählte Älteste) und Gesprächen mit der Heilsarmee-Regionalleitung beschäftigte uns vor allem das Thema Gemeindeleitung (Hierarchie versus Gleichberechtigung im Leitungskreis und in der Gemeinde), das unser gemeinsames Arbeiten ganz praktisch belastete. Die Perspektive einer Trennung bzw. Auflösung der Kooperation wurde immer klarer.
Das Ergebnis eines Gemeindetages im Frühjahr 2016 zeigte, dass der Großteil der Gemeinde einen stark hierarchischen Leitungsstil, wie er in der Heilsarmee gelebt wird, nicht möchte. Eine deutliche Veränderung der Hierarchien war wiederum für die Leitung der Heilsarmee nicht vorstellbar. So wurde immer deutlicher: Es geht zusammen nicht weiter und wir gehen einem Trennungsprozess entgegen. Parallel zu dieser Entwicklung vor Ort sprach sich die Leitung der Heilsarmee in Deutschland dafür aus, in Chemnitz perspektivisch eine Annäherung an die Heilsarmee-Kultur zu verfolgen.
Infolge einer gemeinsamen Leitungsentscheidung legten die gewählten Ältesten Juni 2016 ihr Amt nieder. Zeitgleich bitten wir sowohl die Heilsarmee als auch die Jesus Freaks um eine offizielle Auflösung der Kooperation beider Organisationen in der Heilsarmee-Jesus-Freaks-Gemeinde Chemnitz. Ein Teil der Gemeindemitglieder verlässt auf eigenen Wunsch die Heilsarmee und startet zusammen mit Einzelpersonen und der beratenden Unterstützung von Eskil Slungard ein neues Gemeindeprojekt in Chemnitz. Die Gruppe, die die Heilsarmee-Gemeinde verlässt, bleibt unter dem Dach der Jesus Freaks Deutschland. Die Heilsarmee-Gemeinde in Chemnitz-Kaßberg wird ab September 2016 von Kapitänin Claudia Klingbeil geleitet. Auch hier wird etwas Neues entstehen.
In allem fühlen wir uns von Gott geführt und machen uns gegenseitig keine Vorwürfe. Eine „Schuldfrage“ steht nicht im Raum. Vielmehr sind wir dankbar für die Klarheit der letzten Monate und sehen, dass es an der Zeit ist, dass das „Kind Heilse“ erwachsen wird und seine eigene Identität lebt. Wir gehen im Frieden und persönlicher Wertschätzung für den anderen auseinander.
Juli 2016