Leben als Verbinder – Gespräch mit Kristian Reschke (3/18)
Im Oktober 2018 erschien das neue Buch „Leben als Verbinder“ von Kristian Reschke. Louise durfte es vorab lesen und Kristian einige Fragen dazu stellen. Das Interview erschien in KB 3/2018.
Louise (L): Hallo Kristian, danke, dass Du Dir die Zeit nimmst, um mit mir über Dein neues Buch zu sprechen. Leben als Verbinder – was heißt das? Worum geht es darin?
Kristian (K): Hallo Louise, wie schön von Dir zu hören! Die Kernaussage meines Buches ist einfach: Vatergott sendet Jesus, um die Welt mit sich zu verbinden – und Jesus sendet uns mit der gleichen Mission: Menschen mit ihm zu verbinden.
L: Das klingt spannend. Wie meinst Du das genau?
K: Gottes Wunsch ist, dass alle seine Kinder ihn kennenlernen. Beständig streckt er seine Hände zu jedem Menschen aus, möchte erkannt werden und in Beziehung treten. Allerdings sind wir oft ahnungslos, wie liebevoll, freundlich und sehnsüchtig Gott uns sucht. Jemand muss uns erinnern und seine Einladung vorleben. Es liegt an uns, Menschen für Gottes Kontaktaufnahme zu sensibilisieren. Wir können durch die Art und Weise, wie wir mit Gott in Verbindung leben, die Verbindung zu ihm weitergeben.
L: Gleich beim ersten Blick in das Buch fällt auf, dass es eine Besonderheit gibt. Du erzählst darin ganz viele Geschichten.
K: Ja, das stimmt. Ich finde Geschichten einfach wunderbar. Sie machen staubige Theorien anschaulich und binden sie ins Leben ein. Mir kommt es so vor, als ob Jesus die meiste Zeit einfach Geschichten erzählt. Das habe ich einfach nachgemacht. Dazu gibt es über dreißig Coaching-Fragen, die dem Leser helfen, Dinge in den Alltag zu übersetzen.
L: Wie bist Du auf die Idee gekommen, ein Buch zu dem Thema zu schreiben? Beziehungsweise, was ist die Geschichte hinter dem Buch?
K: Als 2012 unsere Gemeindegründung in Hamburg nach 5 Jahren auseinanderbrach, kam ich in eine existentielle Krise. Mitten drin tröstete mich Gott und sagte: »Du bist das Wichtigste für mich im Universum, ich hätte das alles auch für Dich allein geschaffen.« Das war eine krasse Ansage und ging mir durch Mark und Bein. Doch einige Wochen später sprach Gott weiter: »Ach ja, mein Sohn – und es geht nicht um Dich!« Sein Nachwort hatte mich komplett irritiert. Doch in den folgenden Monaten öffnete Vatergott meine Augen: Ich begann seine Sehnsucht, dass alle Kinder ihn kennenlernen, viel besser zu verstehen. Mir wurde klar, dass dies der einzige Grund für das Kommen von Jesus ist: Damit wir den Vater kennenlernen. Genau darum sollte es mir auch gehen. Basis für ein solches Leben als Verbinder ist, immer mehr zu verstehen, dass ich für Vatergott das Wichtigste bin. Klingt komisch – aber genau so versuche ich zu leben: Die Verbundenheit mit ihm zu genießen und andere dazu einzuladen. Auf dieser Reise stellte sich für mich als nächstes die Frage, was Verbundenheit mit Gott (jenseits der teilweise flachen, christlichen Standardantworten) bedeuten kann. Auf dieser Schnitzeljagd ist dann mein Buch entstanden.
L: Wie meinst Du das mit flachen, christlichen Antworten?
K: Nun, mir ist aufgefallen, dass der eigentlich lebendige und ganzheitliche Prozess »Menschen mit dem Schöpfer zu verbinden« durch die Jahrhunderte der Kirchengeschichte auf den Begriff Evangelisation reduziert wurde. Ein Begriff, der heute sehr vorbelastet rüberkommt.
Ich glaube, wir sehen die richtige Sache aus einer falschen Perspektive – unser schräges Gottesbild führt uns fehl. Ein Beispiel ist der oft verwendete Begriff Missionsauftrag, oder noch schlimmer Missionsbefehl. Ganz ehrlich, wenn Du Befehle von Gott brauchst, um Menschen zu ihm einzuladen, hast Du Gottes Liebe nicht verstanden! In meiner Bibel gibt Jesus keinen Missionsbefehl, sondern bevollmächtigt uns zur Teilhaberschaft seiner Sehnsucht: Es geht darum zu lieben! Doch Liebe kann man schwer befehlen – eher lässt man sich von ihr ergreifen. Ergriffen, drängt die Liebe uns, zu lieben. Seltsam ist das!
Liebe ist keine mathematische Gleichung, sondern ein Mysterium, dem ich mich hingebe um es weiterzugeben. Deswegen steht für mich fest, dass mein Leben mit Gott seinen Höhepunkt nicht allein in meiner Verbindung mit Gott findet. Es geht nicht nur darum Gott zu empfangen, sondern Gott zu geben. Wollen wir Gott gebend leben, müssen wir lernen, Menschen zu lieben. Doch Liebe drückt sich gegenüber jedem Menschen, dem wir begegnen, anders aus. Sie ist kein Massenabwasch, sondern eine persönliche Geste. Wir müssen lernen, zu lieben, wie wir den Vater lieben sehen – ich denke, so macht es Jesus vor.
L: Das klingt sehr plausibel, wird aber oft anders dargestellt.
K: Ja, leider. Dazu fällt es uns oft schwer, das eigentliche Evangelium, die Einladung, dass wir alle mit Gott in Beziehung leben dürfen, verständlich zu erklären. Viele Jesusnachfolger leben selbst nicht im Bewusstsein dessen, was sie an Gott haben. Aus diesem Grund beschäftige ich mich im Buch auch mit der Frage, wie wir verständlich und kreativ vom Schatz unseres Glaubens erzählen und weitergeben können. Dafür brauchen wir in vielen Punkten eine neue Sprache.
L: Das ist mir auch aufgefallen und ich bin deshalb sehr dankbar über die neuen Ansätze und Gedanken, die ich in Deinem Buch lesen kann. Ich bin auf jeden Fall voll motiviert, das auszuprobieren. Aber eine Frage habe ich noch, die mich einfach persönlich interessiert. Gleich auf den ersten Seiten des Buchs erzählst Du von der Anfangszeit bei den Jesus Freaks in Hamburg. Wie geht es Dir heute mir der Bewegung?
K: Über verschiedene Nachrichten, die ich in der letzten Zeit von den Freaks gehört habe, freue ich mich total. Die Leidenschaft für Jesus scheint ganz neu aufzuflammen und ist auch schon da. Ich sehe, dass die Person Jesus als Orientierungspunkt mehr an Bedeutung gewinnt und Style oder geistliche Lehren in den Hintergrund treten (da gehören sie auch hin!). Ich bin super gespannt, was da noch kommt! Im Herbst 2018 werde ich auf dem Educamp dabei sein und zu Silvester sind meine Familie und ich auf der Freaks-Familienfreizeit. Darauf freuen wir uns schon sehr!
L: Ja, das wird klasse! Kristian, vielen Dank dafür, dass Du Dir Zeit für das Gespräch genommen hast und bis bald.
K: Ich danke Dir, es hat Spaß gemacht!
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