Kaffeepause mit Jesus
Der folgende Text von Karoline macht Mut, selbst einmal eine sogenannte Stille Zeit auszuprobieren. Vielleicht wird es bei dir keine Kaffeepause am Nachmittag, sondern die Zeit vor dem Frühstück oder die Fahrt zur Arbeit. Nicht der Zeitpunkt ist wichtig, sondern das, was diese Zeit mir dir und deinem Leben macht.
Stille Zeit halten. Ja schon, aber wann? Und wie? Wie soll das denn im extrem vollen Alltag funktionieren? Auf Freizeiten, wenn dafür extra freie Zeit eingeplant ist, mag es ja gut funktionieren, aber im Alltag?
Seit gut eineinhalb Jahren nehme ich mir ganz bewusst jeden Tag Zeit, um Stille Zeit zu machen. Genauer gesagt, um zusammen mit Jesus einen Kaffee zu trinken. Was gibt es Schöneres, wenn man erschlagen von der Arbeit nach Hause kommt und dann in allerbester Gesellschaft erst mal einen Kaffee trinken kann und dabei noch Gelegenheit hat, alles, was einen beschäftigt durchzugehen, loszuwerden, auf anderen Gedanken kommen und wieder Kraft tanken kann?
Wo bekomme ich geistliche Nahrung, wenn es sie in der Gemeinde nicht gibt? Wie kam es dazu? Über längere Zeit bin ich in eine Gemeinde gegangen (und war dort auch ehrenamtlich aktiv), die mich sehr viel Kraft gekostet hat und in der ich nur sehr selten etwas zum Auftanken gefunden habe. Mit der Zeit habe ich mich völlig ausgelaugt gefühlt.
Wo bekomme ich geistliche Nahrung, wenn es die in der Gemeinde nicht gibt? Geistliche Nahrung, die mich wieder zu Kräften kommen lässt und mich auch wieder näher an Jesus heranbringt?
Aus dieser „Notlage“ heraus habe ich dann in der Fastenzeit vor eineinhalb Jahren beschlossen, meinen Kaffee mit Jesus zu trinken (und nicht mehr am Telefon oder irgendwie zwischen durch am PC …). Sieben Wochen also ganz bewusst Zeit mit Gott zu verbringen. Jeden Nachmittag oder Abend, je nachdem, wann ich eben von der Arbeit heim gekommen bin.
Lesen, Schreiben, Reden, Hören
Meine Kaffeepausen gestalten sich seither folgendermaßen: Kaffee (worüber ich jeden Tag wieder neu staunen kann, wie gut der schmeckt), Buch mit geistlichem Inhalt, Tagebuch, in dem ich Inhalte aus dem jeweiligen Buch festhalte, die mir wichtig sind, und in dem ich auch meine Gebete niederschreibe. Zeit mit Jesus. Lesen, Schreiben, Reden, Hören.
Und ich kann nur sagen: Es ist immer wieder spannend, was Gott mir an jedem einzelnen Tag zu sagen hat! Manchmal durch einen Gedanken, der mir beim Schreiben kommt, manchmal durch einen Vers oder Satz, den ich gelesen habe. Jedenfalls vergeht kaum eine Kaffeepause, in der ich nicht ganz konkret etwas für mich mitnehmen kann. Mittlerweile habe ich so etliche Bücher gelesen und Tagebücher gefüllt.
Gesegnete Buchauswahl
Die Buchauswahl ist auch eine richtig spannende Sache. Bisher hat jedes, aber wirklich jedes Buch genau
in meine Situation gepasst, als ich es gelesen habe. Manche Bücher standen über Jahre ungelesen im Regal und ich hatte mehrfach überlegt, ob ich sie weitergeben sollte. Und dann hatte ich doch irgendwann den Eindruck, dass es genau jetzt dran ist, das Buch zur Hand zu nehmen – und: es hat gepasst. Das fasziniert mich immer wieder aufs Neue, wie die Inhalte genau zu dem passen, was mich beschäftigt! Manchmal dauert es ein paar Tage bis ich weiß, welches Buch ich als nächstes in meiner Kaffeepause lesen soll. Aber so ist unser Gott: Manchmal brauchen wir Geduld, bis er uns den nächsten Schritt wissen lässt – und wenn es „nur“ die Buchauswahl für die Kaffeepause ist.
Zeit mit dem besten Freund
Die Kaffeepausen mit Jesus sind mir mittlerweile so sehr ans Herz gewachsen, dass mir richtig etwas fehlt, wenn ich mal nicht dazu komme. Ja, es fehlt was. Es fehlt die Zeit mit meinem besten Freund,
der mir immer treu zur Seite steht und über den ich in diesen Kaffeepausen so viel erfahren durfte. Der
mich jeden Tag neu mit dem ausrüstet, was ich brauche. Der mir neue Kraft gibt. Der mir hilft, meine Gedanken zu sortieren. Der mir hilft, abzuschalten. Der mir den nächsten Schritt zeigt. Und: Mit dem ich lachen und weinen kann! Wie oft habe ich erlebt, dass er ganz nah da ist, dass er mich wieder aufmuntert, wenn es mir gerade mal nicht so gut geht. Wie oft habe ich über seinen Humor gelacht – und davon hat er genug!
Mitten im Alltag
Kaffeepause mit Jesus. Manchmal hat mich der Gedanke beschlichen, dass ich erst noch dies und das zu erledigen hab, bevor ich mich hinsetzen und Kaffeetrinken kann. Oder manchmal habe ich gedacht, dass ich keine Zeit für eine Kaffeepause habe, weil noch so viel zu erledigen ist. Und doch habe ich mich immer wieder hingesetzt. Mitten im Alltag. Einfach so alles stehen und liegen lassen. Kaffee, Tagebuch,
Buch, Jesus und ich. Und die Arbeit drum herum war dann egal. Für zehn Minuten oder auch mal für eine Stunde.
Die Zeit hat mir dann hinterher nicht gefehlt (wie man vielleicht meinen könnte). Nein. Ich hatte Zeit,
zum Abschalten und auf anderen Gedanken zu kommen und vor allem auch aufzutanken und wieder
neue Energie für alles Weitere zu bekommen. Vieles, was vorher wie ein Berg vor mir lag, hat sich dann relativiert, denn Gott hilft immer auch, Prioritäten zu setzten. Als erstes: Er selbst. Und dann eine weitere Rangordnung mit allem, was so ansteht.
Und immer wieder denke ich: Gott sei Dank gibt es meine Kaffeepausen mit ihm – sie sind mir heilig!
Der Artikel erschien zuerst in Ausgabe 5/2016 der Korrekten Bande (damals noch Der Kranke Bote).