Ein fröhlicher Wechsel
Martin Luther hat in seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ eine lebenspraktische Glaubensüberzeugung formuliert, die jedem Nachfolger Jesu bei der Bewältigung von Minderwertigkeitsgedanken, Ängsten und Anfechtungen helfen kann. Er nannte diese Glaubensüberzeugung „Fröhlicher Wechsel“. Der „fröhliche Wechsel“ beschreibt die neue Lebenswirklichkeit, in die jeder Christ durch die Verbindung mit Christus eingetreten ist. Sie ist zu vergleichen mit dem Bundesschluss einer Ehe zwischen Mann und Frau, bei der Gütergemeinschaft besteht. Luther formulierte wie folgt:
(Martin Luther: Von der Freiheit eines Christenmenschen, zitiert nach Walch, 2. Ausgabe, Bd. 19, Sp. 994-995, Rechtschreibung angepasst)
„Nicht allein gibt der Glaube so viel, dass die Seele dem göttlichen Wort gleich wird, aller Gnaden voll, frei und selig, sondern vereinigt auch die Seele mit Christo als eine Braut mit ihrem Bräutigam. Aus welcher Ehe folgt, wie St. Paulus sagt Eph. 5,30., dass Christus und die Seele Ein Leib werden; so werden auch beider Güter, Fall, Unfall und alle Dinge gemein, dass, was Christus hat, das ist eigen der gläubigen Seele; was die Seele hat, wird eigen Christi. So hat Christus alle Güter und Seligkeit; die sind der Seele eigen. So hat die Seele alle Untugend und Sünde auf ihr; die werden Christi eigen. Hie hebt sich nun der fröhliche Wechsel und Streit. Dieweil Christus ist Gott und Mensch, welcher noch nie gesündigt hat, und seine Frömmigkeit unüberwindlich, ewig und allmächtig ist, so er denn der gläubigen Seele Sünde durch ihren Brautring, das ist der Glaube, ihm selbst eigen macht, und nicht anders tut, denn als hätte er sie getan; so müssen die Sünden in ihm verschlungen und ersäuft werden. Denn seine unüberwindliche Gerechtigkeit ist allen Sünden zu stark. Also wird die Seele von allen ihren Sünden lauterlich durch ihren Mahlschatz, das ist, des Glaubens halben ledig und frei, und begabt mit der ewigen Gerechtigkeit ihres Bräutigams Christi. Ist nun das nicht eine fröhliche Wirtschaft, da der reiche, edle, fromme Bräutigam Christus das arme, verachtete, böse Hürlein zur Ehe nimmt und sie entledigt von allem Übel, ziert mit allen Gütern? So ist’s nicht möglich, dass die Sünde sie verdamme, denn sie liegen nun auf Christo, und sind in ihm verschlungen. So hat sie so eine reiche Gerechtigkeit in ihrem Bräutigam, dass sie abermals wider alle Sünde bestehen mag, ob sie schon auf ihr lägen. Davon sagt Paulus 1 Kor. 15,57.55.: „Gott sei Lob und Dank, der uns hat gegeben eine solche Überwindung in Christo Jesu, in welcher verschlungen ist der Tod mit der Sünde.“
Fragen zum Nachdenken:
Was hältst du von der Aussage, dass deine Sünde nicht mehr wirklich deine Sünde ist, sondern Christi Sünde geworden ist?
Trägst du die Freude über den „fröhlichen Wechsel“, wie ihn Luther beschreibt, in deinem Herzen?
Woran liegt es deiner Meinung nach, dass wir oft nur wenig Freude darüber verspüren?
Kannst du dir vorstellen, wie unermesslich dein Reichtum in der Verbindung mit Jesus ist?