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Hä, wie meinst du das? (4/18)

KB_04.18_wie-meinst-du-dasDas »Neue Testament« benutzt unterschiedliche Wörter und enthält scheinbar sich sogar widersprechende Aussagen. Wie kann das sein, dass eine Aussage getroffen wird und an anderer Stelle steht scheinbar das Gegenteil davon?

Besonders deutlich wird mir dies immer in den Briefen. Sie sind teilweise sehr wohlwollend und ermutigend geschrieben, betonen Gottes Liebe und Vergebung uns gegenüber. Andererseits lese ich aber auch viel Ermahnung und Herausforderungen, die uns mit drastischen Worten provozieren unser Leben zu verändern.
Der Grund dafür sind unter anderem unterschiedliche Adressaten. Die Briefe sind Briefe. Geschrieben an spezielle Empfänger. Manche davon waren religiöse Profis, sie hatten ein breites Schriftwissen und ein gesundes Selbstvertrauen. An sie richten sich häufig Aufforderungen, ihr Wissen auch praktisch anzuwenden, zu tun was sie glauben, Gott höher zu achten als die erlernten Gesetze und Traditionen und die Botschaft Jesu auch anzuwenden, selbst wenn dies Ablehnung und Verfolgung mit sich bringt. Dies wird teilweise sehr deutlich und aufrüttelnd formuliert.
Andere Briefe richten sich an Neubekehrte, Sklaven, religiös Ungebildete, Zaghafte, müde Gewordene, denen Gott ungeheuer groß erscheint und ihr eigener potenzieller Beitrag für diesen Gott und das Sichtbarwerden seiner Botschaft sehr klein. Sie werden ermutigt, bestärkt und ihnen wird Vertrauen und Potenzial zugesprochen.
Auch wir können diese beiden Rollen haben – jemand, der herausgefordert werden muss, oder jemand, der bestärkt werden muss. Häufig wechseln sie in unserem Leben mehrfach. Meist haben wir aber eine Grundausrichtung.

Grundsätzlich gilt, dass:
… wer meist ein gesundes Selbstbild hat, seine Potenziale kennt, also selbst bestärkt ist, sollte häufiger die Stellen der Bibel lesen, in denen wir herausgefordert und von Gott provoziert werden, aus unserer Komfortzone raus zu kommen.
… wer sich selbst häufig mit Anforderungen (über-)fordert, sich kritisch betrachtet und Angst hat zu versagen, wer gefangen ist in schlechten Glaubenssätzen über sich selbst, sollte häufiger die Stellen lesen, die uns bestärken, Annahme aussprechen und Mut machen.

Jeder von uns braucht beides – Ermahnung und Ermutigung – aber Gott kennt uns. Er weiß, dass wir aufgrund unseres Charakters oder unseres Entwicklungsstandes eine der beiden Sachen besser von alleine sehen. Er gibt uns die andere Seite der Medaille dazu, um uns zu vervollkommnen. Wer sich kritisch sieht und hinterfragt, braucht seine Bestärkung. Wer sich in seinem Potenzial langweilt und abstumpft, braucht seine Herausforderung. Manchmal brauchen wir auch in verschiedenen Bereichen unseres Lebens Unterschiedliches, denn wir haben je nach Lebensbereich verschiedene Stärken und Schwächen.
Auch unsere Korrekte Bande, unsere Predigten in der Gemeinde und auf unseren Veranstaltungen, unsere Gespräche miteinander enthalten diese beiden Botschaften – Ermahnung und Ermutigung.

Lasst uns als Sprechende und Schreibende darauf achten, nicht einseitig nur eine Botschaft zu bringen, denn dann missachten wir eine Personengruppe.
Lasst uns als Lesende und Hörende auf die Dinge konzentrieren, die uns eher nicht liegen. Niemandem bringt es etwas, immer in dem bestätigt zu werden, was er schon denkt, auch wenn unsere digitale Welt oft so funktioniert und uns dies vordergründig ein angenehmes Gefühl vermittelt. Wer seit Jahren verinnerlicht hat und immer weiter ausschließlich hört, wie geliebt er ist, wird keinen Fuß vor die Tür setzen und sein Leben vertrödeln. Wer seit Jahren an seinem Wert nagt und von sich selbst alles fordert, wird weitere Forderungen aus jedem Text und jedem Gespräch heraushören und verzweifeln.
Versuche auf das zu hören, was du dir nicht schon selbst sagst, denn das ist das, was Gott gerade dir zuspricht.

Dörthe wohnt in der Nähe von Hannover und ist Montessori-Lehrerin. Sie berät das Freakstock-Dreamteam und das Leitungsteam.

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[Photo by Mihai Surdu on Unsplash]

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