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Neue Serie: Geistliche Verstopfung mit Mattse Eichbauer

Liebe Geschwister,

vor einigen Jahren begann ich Texte zu schreiben, aus einer gewissen Not heraus: Zum Ende des Theologie-Studiums hin merkte ich, dass das mit dem Predigen irgendwie nicht mehr mein Medium ist. Da ich aber den Zeugnisteil in unseren Gottesdiensten mit meinem „Predigtdruck“ nicht blockieren wollte (denn ich hatte immer noch Dinge auf dem Herzen, die ich unsere Gemeinde hören lassen wollte) begann ich zu schreiben.

Die „Statt einer Predigt“ Texte trafen auf gute Resonanz und gehen mittlerweile ins siebte Jahr. Es gab nun einmal Themen, die mussten raus. Ein bisschen wie „geistliche Verstopfung“ (durchaus auch unangenehm und mit gewissen „Bauchschmerzen“ verbunden, wenn das, was raus musste nicht rauskonnte). Kurz und gut: Es wird also in loser und unregelmäßiger Reihenfolge hier also einen „geistlichen Impuls“ geben, der sich vermutlich auch häufig mit dem in der JFMS-Gemeinde-App deckt. Starten wollte ich heute mit ….

Mariam, der Mutter Jesu.

Oder: Maria, der Muttergottes, wie unsere katholischen und orthodoxen Geschwister sagen würden. Begonnen hat die Idee zum Folgenden im Advent, zwei Gedankengänge würde ich gerne dazu ausführen:

In den Weihnachtstexten wird von der Begegnung von Elisabeth und Maria berichtet (Lukas 1). Beide verwandt und schwanger. Und wer Schwangere live erlebt hat, kennt vergleichbare Geschichten nicht nur aus der Bibel: Schwangere untereinander haben manchmal eine ganz besondere Beziehung in dieser besonderen Lebensphase.

Und als „bauchloser“ Mitmensch kann man auf dieser Wellenlänge nicht funken. Ich lese den Text mit großer Gewohnt-Heit. Was mir als links-evangelikaler Sozpäd-Hippie normal vorkommt, war es in der patriarchalen Gesellschaft des 1. Jahrhundert keineswegs. Dass diese Frauengeschichte es überhaupt in einen Text von Männern geschafft hat (ohne irgendwann aussortiert zu werden) ist an sich schon ein starkes Argument für:

  • die Authentizität der biblischen Geschichten
  • die Kultur des Empowerment in der jungen Jesus-Bewegung
  • der hoch bedeutsamen Rolle der Frauen im Gemeindeleben nach Jesus Auferstehung.

Hach ja: Es gäbe soviel zu sagen über Geschlechterrollen in der Bibel. Alleine schon am Beginn der Evangelien. Was sagt uns zum Beispiel Josef von Nazareth über Bilder von Männlichkeit und Vaterschaft… Oder: Sind Gott, Maria, Josef und Jesus eigentlich eine Patchwork-Familie? Aber dazu wann anders mehr.

Zurück zu Maria, Königs-Mutter in spe: Eine Frauenrolle jenseits von Kindergottesdienst und Lady’s-Hauskreis?

Marien-Bilder kennt man eher als barocke Gemälde einer keuschen Jungfrau. Damit zementiert man (aber auch frau) dann gerne Geschlechter-Verhältnisse die man als gottgewollt fehlinterpretiert: Was doch wirklich sehr barock ist wird auf einmal „biblisch“. Das Bild hier kann dann eher an die T-Shirts und Aufkleber unserer Jugend erinnern: Maria im Holzschnitt, als Kämpferin für die Ausgegrenzten (und durchaus ohne binäre Geschlechtsmerkmale dargestellt) zertritt dem Bösen den Kopf.

Ich frage mich, inwiefern wir Protestanten-Menschen mit unserer Ablehnung marianischer Frömmigkeit etwas Wichtiges ausblenden: Das die wichtigste Nebenrolle im Neuen Testament nicht Petrus oder Paulus spielen sondern eine jüdische Teenage-Mom aus einer strukturschwachen Region („Was kann aus Nazareth Gutes kommen“). Oder wie es im Magnifikat (Lukas 1) heißt: „Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. …[denn] Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen“.

Marien-Feminismus.

Sozio-spiritueller Sprengstoff aus dem Munde einer Analphabetin.

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