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Lass mal singen (3/19)

Alle singen. Menschen singen. So gut wie überall auf der Welt in den meisten Kulturen. Ob jung oder alt, es wird seit eh und je überall gesungen. Wenn gute Stimmung aufkommen soll, singt meistens jemand. Wenn wir traurig sind, singen wir traurige Lieder. Alles, was uns wichtig ist, bekommt ein Lied! Seien es Nationen, Städte, Ideologien, Gruppen und Bewegungen, Flüsse, Bäume, die Liebe, Fußball, Karneval, Menschen und ihre Erlebnisse und Eigenschaften. Eine unzählbare Liste von Liedern schwebt in einer großen Wolke rund um den Globus. Und sie werden alle gesungen.

Singen verbindet

Ich bin in einer musikalischen Familie aufgewachsen, in der jeder irgendein Instrument gelernt hat, und außerdem irgendwann mal auch in einem oder mehreren Chören gesungen hat. Man mag von Chormusik halten was man will, aber das Erlebnis, wenn vierzig Personen unterschiedlichster musikalischer Begabung und Prägung auf einmal vierstimmig gemeinsam vierstimmige Lieder singen, begeistert mich noch heute. Diese Erfahrungen haben mir gezeigt, dass Singen etwas Wahrhaftiges, Echtes und somit Verbindendes in sich trägt und hervorbringen kann. Wir zeigen durch unsere hörbare Stimme ein Stück von uns. Singen ist ebenso Kommunikation auf emotionaler Ebene. Wir packen alles Gehörte und Erdachte beiseite. Kopf aus, Gefühle an! Unbewusstes kann zum Ausdruck kommen. Dies macht für mich auch den Reiz einer gemeinsamen Zeit des Lobpreises aus. Wir verbinden uns als Kinder Gottes im Gesang, um wiederum ihm darin näher zu kommen. Die eindrücklichsten Anbetungssessions sind für mich immer diejenigen, bei denen in großer Einheit gesungen wird. Diese Erlebnisse sammle wie Schätze ich in meinem Herzen.

Singen macht glücklich, gesund und schlau

Diese Verbindung, die im Singen entsteht, ist mittlerweile sogar wissenschaftlich belegt. Denn gemeinsamer Gesang setzt im Gehirn einen wirkungsvollen Cocktail von Neurotransmittern frei. Neben Glücksbotenstoffen werden zusätzlich noch Oxytocin und Melatonin ausgeschüttet. Ersteres ist unter anderem für Bindung sowie tiefe Gefühle der Liebe und Treue zuständig (besonders wichtig in der frühen Entwicklung), letzteres regelt den gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus. Eltern wird daher geraten, auf jeden Fall mit ihren Kindern zu singen. Jedes Kind sollte die Singstimme seiner Eltern kennen. Logisch, wird hier doch die Bindung beidseitig intensiver! Und wenn Eltern singen, singen auch die Kinder. Singen hemmt zudem das Stresshormon Adrenalin und fördert die Ausschüttung der Glückshormone Dopamin und Serotonin. Heute weiß man, dass dies alles Faktoren sind, die das Lernen fördern.

Warum viele nicht singen

Für viele Menschen ist Gesang und Musik in ihrem Leben bisher kein Alltag gewesen. Das ist sehr schade. Manche sind davon überzeugt, keine Sänger zu sein. Sie können sich dem Gesang anderer auch oder besonders in der Gemeinde nicht anschließen. Dies hat natürlich unterschiedliche Gründe, aber ich glaube, dass die Gründe für diese Zurückhaltung oft schamhafte Erlebnisse in der Vergangenheit sind. Ein blöder Spruch des großen Bruders, genervte Eltern oder falsche Freunde, die einem aus Neid unterstellen, nicht singen zu können. Die Liste ist lang. Viele geben hier aus Scham auf und stellen das Singen ein, ohne je ihre Stimme wirklich entdeckt zu haben. Aber das Schöne ist ja, dass wir in unseren Gemeinden, in unserer Jesus-Bewegung in eine neue Familie hineingeboren wurden. Wir dürfen, wenn nötig, auch in diesem Punkt gemeinsam Heilung erfahren. Vielleicht ist das auch ein Grund für den aktuellen Boom von Lobpreismusik weltweit. Für viele wird Glauben und auch das Erleben von Gottes Nähe erfahrbarer, wenn sie die biblischen Wahrheiten nicht nur lesen oder diskutieren, sondern auch regelmäßig gemeinsam oder auch alleine aus sich heraus singen.

Deine Stimme zählt

Jeder Mensch hat eine einzigartige Stimme. Sie ist ein Teil unserer Persönlichkeit und wenn diese nicht zum Klingen kommt, dann fehlt etwas. Übertragen könnte man sagen, dass deine Einzigartigkeit im Ganzen auf eine gewisse Art und Weise fehlt, wenn du einen wichtigen Teil von dir nicht zeigen möchtest oder kannst. Lass dich nicht entmutigen, denn es ist egal, wie es sich anhört oder was die anderen Leute über dich gesagt haben oder heute denken. Gott sieht dein Herz und er liebt deine Stimme. Er hat sie ja auch so gemacht. Lass das mal sacken.

Hey, im eigentlichen Sinn können alle singen. Der Rest ist Geschmack. Das Schöne ist, einmal kultiviert merken alle: Singen macht einfach Spaß. Also lass mal singen!


Johannes Roth mag seine Rolle als alter Hase mittlerweile sehr gern. Singen hört man ihn übrigens unter anderem bei den JF Remscheid und seiner Arbeitsstelle dem CVJM Remscheid.


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Photo by Felix Koutchinski on Unsplash

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