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Familien im Optimierungswahn (5/18)

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How to be a parent in 20181:

Make sure your children’s academic, emotional, psychological, mental, spiritual, physical, nutritional, and social needs are met while being careful not to overstimulate, understimulate, improperly medicate, helicopter, or neglect them in a screen-free, processed foods-free, GMO-free, negative energy-free, plasticfree, body positive, socially conscious, egalitarian but also authoritative, nurturing but fostering of independence, gentle but not overly permissive, pesticide-free two-story, multilingual home preferably in a cul-de-sac with a backyard and 1.5 siblings spaced at least two year apart for proper development. Also don’t forget the coconut oil.

How to be a parent in literally every generation before ours: Feed them sometimes.

 

Vor längerer Zeit las ich diese Zeilen und fühlte mich bestätigt in meiner Vermutung: Wir, egal, ob jung ob alt, Familie, Single, Christ oder Nichtchrist befinden uns in einer Zeit des Selbstoptimierungswahns. Unseren Großeltern bescheinigte man nach 40 Jahren Arbeit im gleichen Betrieb, jährlichem Urlaub im bayerischen Wald und der Monotonie des Alltags ein überaus erfülltes Leben. Wir dagegen fühlen uns manchmal als Menschen zweiter Klasse, wenn wir es nicht gebacken kriegen, Arbeit, Urlaub, Sozialleben, uns selbst und unsere Gottesbeziehung aufs Feinste ausgereift zu haben. Perfektion in allem.

Natürlich genieße ich die Freiheit, aus der Überzahl der Angebote in allen Bereichen meines Lebens aussuchen zu können. Den Druck, den ich mir selbst dabei mache, kann ich aber oft nicht ausblenden. Wahrscheinlich ist es aber gar nicht so schlimm, dass wir modernen Menschen es nicht schaffen, all die Anforderungen zu erfüllen, die wir uns selbst auferlegen. Natürlich würden wir alles gerne mit links schaffen: einen Alltag ohne Chaos, bei dem uns nicht mal im Hauch anzusehen ist, dass wir die Dinge zu hundert Prozent geregelt kriegen. Doch ich glaube, dass Gott unser Chaos aus drei Gründen benutzt, auch wenn wir es lieber gerne verstecken würden.

Wegen der Menschen um uns herum

An glatten Oberflächen kann nichts hängen bleiben. Genauso bekommen Menschen keinen Zugang zu Menschen, bei denen immer alles glatt läuft. Natürlich inspirieren uns Menschen, die scheinbar mit Leichtigkeit Großartiges vollbringen. Aber sicher und verbunden fühlen wir uns mit denen, die uns ihr Chaos, ihre Misserfolge und ihre Gebrochenheit offen zeigen. Ehrliche Begegnungen zwischen Menschen, ohne scheinheilige Perfektion, ohne die Maske des Perfektionismus.

Wegen uns selbst

In Johannes 15,5 sagt Jesus: »Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.« Diesen Vers haben wir schon oft gehört, denken im Alltagschaos aber stattdessen: »Wenn ich mich nur ein wenig mehr optimiere (früher aufstehen, gesünder essen, mehr Bibel lesen, besser organisiert sein, weniger Netflix gucken …), kriege ich das alles schon hin.« Der Anfang (das Alpha) muss aber immer bei Jesus sein! Klar kann und will Jesus mit und an mir arbeiten. Wenn unsere Optimierung aber sein Hauptziel wäre, fände ich das nicht nur erdrückend, sondern auch traurig im Bezug auf seine bedingungslose Liebe.

Wegen Ihm

Gott benutzt unser Chaos nicht nur, um andere Menschen mit uns zu verbinden und uns zu zeigen, dass wir seine Hilfe brauchen, sondern auch um unsere Pläne zu durchkreuzen. Unsere eigene Selbstoptimierung lässt nämlich keinen Platz für den heiligen Geist. Und dabei können wir gerade dann Gottes Eingreifen erleben, wenn wir seiner Stimme nachgeben und abseits aller Pläne und Zeitpläne die Dinge über den Haufen werfen und das tun, was er gerade will. Lassen wir diesen, für unseren Alltag vielleicht Chaos verursachenden Unterbrechungen, keinen Raum, verpassen wir so viele coole Dinge.

Also, ein kräftiges »Hoch auf das Chaos« – mit, wegen und durch Jesus!

Steffi (Jesus Freaks Münster) ist verheiratet und hat drei Kinder. Sie liebt es Menschen zu treffen, kreativ zu sein und Gott ihr Chaos bestimmen zu lassen.

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Photo by Sandy Millar on Unsplash

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