05/2019 Identität
Liebe Bande,
die nebenstehenden Worte schrieb Dietrich Bonhoeffer 1944 im Militärgefängnis Berlin-Tegel. Die Frage nach dem eigenen Ich wird in diesem Gedicht eindrücklich bearbeitet: als ein Ringen zwischen dem, was andere an uns wahrnehmen, möglicherweise auch ohne dass wir selbst es sehen, und dem, was wir selbst an uns kennen und vielleicht auch bewusst vor anderen verborgen halten.
Kein Mensch existiert nur für sich. Die Begegnung mit anderen Menschen formt und prägt uns. Wo höre ich auf und wo fängst du an? Wo sind wir gleich und wo verschieden? Welche Merkmale erscheinen uns (oder anderen) so wichtig, dass sie wesentlich für unsere Existenz werden?
Mehr als einmal heißt es in dieser Ausgabe Hand aufs Herz. Denn es erfordert Mut und Ehrlichkeit, sich der Frage zu stellen, wer man selbst eigentlich ist – oder gerne sein will (Simeon, S. 16). So erzählt uns Michaela davon, wie sie gemeinsam mit Gott immer neue Facetten ihrer Persönlichkeit entdeckt (S. 18) und Naomi beschäftigt sich als »Third Culture Kid« mit Heimat und Heimatlosigkeit (S. 14). Auch eure Antworten auf unsere Umfrage zeigen eine große Offenheit. Herzlichen Dank an alle, die durch ihre Texte und Bilder etwas von sich mit uns allen teilen!
Spannend wird es natürlich bei der Frage, wie wir als Gemeinschaft nun mit all diesen individuellen Geschichten und Merkmalen umgehen. Wie wichtig sind uns die Labels, die wir uns selbst geben? Wann schauen wir auf das, was uns verbindet, wann auf das, was uns trennt? In diesem Sinne fragen wir auch danach, was uns als Jesus Freaks ausmacht (S. 7) und nehmen unsere DNA kritisch unter die Lupe (S. 24).
Wer bin ich? Wer sind wir? Bonhoeffer stellt die Frage mit großer Wucht und findet gerade in seinem Ringen am Ende Trost und Heimat in Gott. Und auch unsere Autor:innen landen in ihrer Suche immer wieder bei dem, was auch Paulus schreibt: “Denn ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus.” (Galater 3,26). Glücklich, wer diesen Glauben teilen kann und sich in Gott geborgen weiß!
Eine gesegnete Lektüre wünscht
— Jaana, Chefredakteurin
Autor:in | Titel | Untertitel | Seite |
Thellmann, Hans; Schellenberg, Louise | In der Stille ankommen | Eindrücke vom JFD-Treffen im Herbst 2019 | 5 |
Kammer, Bettina | Was bedeutet es, jesus Freak zu sein? | Gesammelte Antworten auf eine alte Frage | 7-9 |
Schmieding, Chris | Haben die Jesus Freaks eine Zukunft? | 10-11 | |
Diverse | Hand aufs Herz | Antworten auf unsere Umfrage zum Thema Identität | 12-13 |
Bachmann, Arne | Labels. | Eine Andacht | 14-15 |
Bosch, Naomi | Und dennoch pflanze ich einen Garten | Leben als Third Culture Kid | 16-17 |
Wetzel, Simeon | Out of the Ordinary | 18-19 | |
Michalke, Dennis | Wer bin ich? | Von Schubladen, Einzelfällen und der Frage nach dem, was uns verbindet | 20-21 |
Klein, Melanie | Kunst | 22-23 | |
Walz, Felix | Haben Christen Jesus für sich gepachtet? | Zwischen religiöser und spiritueller Identität mit Jesus | 24 |
Gross, Ben | Halt! Wer da? Identifizieren Sie sich! | 25 | |
Anonym | Zwischen entweder und oder | Auf dem Weg zu einer queerfreundlichen Bewegung | 26-27 |
Michalke, Dennis | Ich will nicht der Berufsschwule sein | Über die Relevanz von sexueller Identität | 28-29 |
Soldan, Benjamin | Sein und Werden | 30 | |
Norberg, Danielle | A conversation (about a tree) | 30 | |
Roth, Michaela | Weil ich dir vertraue, traue ich mich | 31 | |
Metz, Heiko | Wenn ich das vorher gewusst hätte | 32-33 | |
Graf, Conny | Krankenbetrieb nur in abgestürztem Zustand? | 34-35 | |
Micha | Drei Kopfkinofilme gleichzeitig | Mit ADHS leben | 36-37 |
Diverse | Zettelwirtschaft | 38-39 | |
Abbing, Andrea | Weihnachten, das Fest der Familie | Früher war mehr Lametta. Wir wissen das. | 40 |
Norberg, Danielle | Stille Nacht: Allein an Heiligabend | Ein kleiner Erlebnisbericht | 41 |
Schmelzer, Alexandra | Wer bin ich ohne dich? | Anregungen für eine neue Trauerkultur, Teil 6 | 42 |
Schöffler, Christina | ID* | 43 |